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Hüfterkrankungen bei Kindern

1.

Hüftkopfgleiten

Hüftkopfgleiten bei Jugendlichen

Bei Jugendlichen in der Pubertät kann sich das Gefüge der Wachstumsfuge des Hüftkopfes lockern. Es gibt unterschiedliche Verläufe vom geringen Gleiten des Hüftkopfes bis zum vollständigen Abrutsch.

Ursachen und Diagnose von Hüftkopfgleiten

Zu den Ursachen der Hüftkopfepiphysenlösung (Hüftkopfgleiten) zählen unter anderem biomechanische und hormonelle Faktoren.Der Prozess kann akut oder schleichend ablaufen.

Schmerzen geben die Jugendlichen oft am Oberschenkel und im Kniegelenk, nicht im Hüftgelenk an. Deshalb muss bei allen jungen Patienten, die Schmerzen im Oberschenkel oder Kniegelenk angeben, das Hüftgelenk mit untersucht werden. Die Diagnose wird mit Hilfe einer Röntgenaufnahme des Hüftgelenkes in zwei Ebenen gestellt.

Therapie des Hüftkopfgleiten

Die Therapie ist immer operativ. Ziel ist es, ein weiteres Abrutschen des Hüftkopfes durch eine stabile Fixation zu verhindern. Weil bei vielen Patienten auch die Gegenseite betroffen sein kann, führen wir immer die Fixation der Gegenseite mit Spickdrähten durch.

Bei fortgeschrittenem Abrutsch sind aufwendige Korrektur-Operationen erforderlich, um die Hüftfunktion mit einer schmerzfreien Beweglichkeit und guten Funktion wiederherzustellen.

2.

Hüftdysplasie und Hüftluxation bei Kindern

Die Hüftdysplasie

Unter einer Hüftreifestörung, der Hüftdysplasie, versteht der Kinderorthopäde eine Reifungsverzögerung, bei der die Hüftpfanne häufig zu klein und zu steil angelegt ist. Das Hüftpfannendach umschließt den Hüftkopf nicht, sondern überdacht ihn nur unzureichend.

Etwa drei Prozent der Kinder werden mit einer Hüftdysplasie geboren. Bei regionalen Unterschieden bezüglich der generellen Häufigkeit sind insgesamt Jungs seltener betroffen als Mädchen.

Für eine Hüftdysplasie gibt es einige Risikofaktoren, wie z. B. Vorgeschichte in der Familie, eine Beckenendlage oder Begleitfehlbildungen, vor allem Fußfehlstellungen. In diesen Fällen sollte die Ultraschalluntersuchung so früh wie möglich durchgeführt werden.
 

Spreizhose bei Hüftdysplasie (Tübinger Schiene)

Diagnose und Behandlung der Hüftdysplasie

Ideal wäre es, die Untersuchung unmittelbar nach der Geburt durchzuführen. Vorgeschrieben ist sie in Deutschland allerdings erst bei der Vorsorgeuntersuchung U 3 im Alter von 4 bis 6 Wochen.

Die Behandlung beginnt unmittelbar nachdem die Diagnose gestellt ist. Denn die Nachreifungstendenz ist umso besser, je früher die Behandlung eingeleitet wird.

Bei der Therapie der Hüftdysplasie wird mittels einer Spreizhose (meist Tübinger Schiene) die Beugespreizstellung der Hüftgelenke angelegt. Dadurch wird das Hüftpfannendach vom Druck des Hüftkopfes entlastet und kann optimal nachreifen.

Wir führen die Untersuchung unmittelbar nach der Geburt durch, sowie anschließend die entsprechende Behandlung. Außerdem sorgen wir für eine entsprechende Nachsorge bis das Wachstum abgeschlossen ist, denn ein Hüftgelenk, das einmal dysplastisch war, muss regelmäßig bis zum Wachstumsabschluss kontrolliert werden, um bei Bedarf rechtzeitig eine erforderliche Behandlung einleiten zu können.

Die Hüftluxation bei Kindern

Im Unterschied zur Hüftdysplasie ist bei der Ausrenkung der Hüfte, der Hüftluxation, der Hüftkopf „dezentriert“, das heißt: Der Hüftkopf befindet sich nicht mehr in der minderentwickelten Hüftpfanne.

Die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) ist die beste Untersuchungsmethode um die Krankheit zu erkennen. Die Untersuchung hat keinerlei Strahlenbelastung, ist schmerzlos und heutzutage die Standarduntersuchung im ersten Lebensjahr.

Ist die Hüfte ausgerenkt (Hüftluxation) werden nach Einrenken des Hüftgelenkes Gelenk und Bein in einer Gipshose (Becken-Beingips nach Fettweis) ruhiggestellt.

Wird die Erkrankung nicht frühzeitig erkannt, ist gelegentlich eine Operation notwendig, bei der das Gelenk eingerenkt wird, unter Umständen muss durch einen weiteren Eingriff die Funktion des Gelenkes verbessert werden.

Gipshose bei Hüftluxation (Fettweis Gips)
3.

Morbus Perthes

Morbus Perthes ("Hüftkopfnekrose") bei Kindern

Beim Morbus Perthes handelt es sich um eine Durchblutungsstörung des Hüftkopfes, deren Ursache bisher nicht geklärt ist.

Während der Erkrankung stirbt der Hüftkopf ab und sein Knochen wird abgebaut (Hüftkopfnekrose). Gleichzeitig versucht der Körper den Schaden zu reparieren und erneut Knochen aufzubauen.

Betroffen sind Kinder, vor allem Jungen, zwischen dem 4. und 9. Lebensjahr. Die Erkrankung verläuft in einem Zeitraum von etwa 2 bis 4 Jahren.

Symptome und Therapie von Mobus Perthes

Die Kinder berichten oft über Schmerzen in der Leiste, am Oberschenkel aber auch am Knie. Sie ermüden schneller und hinken. Oft ist die Bewegung des Hüftgelenks deutlich eingeschränkt.

Die Diagnose von Morbus Perthes erfolgt mittels Röntgenuntersuchung. Im Anfangsstadium sind im Röntgenbild allerdings noch keine Veränderungen zu erkennen. Die Diagnose wird dann mit Hilfe der Kernspintomographie gestellt.

Das Ziel der Therapie ist es, ein möglichst normales Gelenk wieder herzustellen (Containment-Behandlung), in dem Hüftkopf und Hüftpfanne gut zusammenspielen.

Je nachdem wie schwer die Erkrankung ist und wie sie beim Patienten verläuft, braucht es bei der Behandlung unterschiedliche Maßnahmen um das Ziel zu erreichen:

  • Krankengymnastik
  • Schonung, Lagerung in Abduktion
  • Extensionsbehandlung

Wann Morbus Perthes operieren?

Zeigt sich bei den Röntgenkontrollen, die regelmäßig durchzuführen sind, dass der Hüftkopf nicht gut in der Hüftpfanne zentriert ist, sind operative Maßnahmen erforderlich.

Entweder am Oberschenkel (Varisations-Derotations-Extensionsosteotomie) oder an der Hüftpfanne (Beckenosteotomien: z. B. Acetabuloplastik vom Pemberton-Typ, Salter Osteotomie, Triple-Osteotomie).

Entlastungsorthesen (z. B. Thomas-Splint) werden bei uns nicht angewandt.