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Gallensteine - in welchen Fällen die Gallenblase operiert oder entfernt werden sollte

Gallensteine können Beschwerden oder Schmerzen verursachen oder gar zu einer Gallenblasenentzündung oder Bauchspeicheldrüsenentzündung führen. Wann die Gallenblase operiert oder entfernt werden sollte, erfahren Sie in diesem Artikel. Ebenso können Sie sich hier informieren über Operationsmethoden, die bei der Entfernung der Gallenblase in der Klinik Hallerwiese, Nürnberg zum Einsatz kommen.

1.

Funktion der Gallenblase

Abb. 1: Anatomie der Gallenwege

Gallenblase, Leber, Galle usw. - wichtige Begriffe kurz erklärt:

Die rechts am Unterrand der Leber angewachsene Gallenblase „produziert nichts“, sie ist lediglich ein Reservoir für die Gallenflüssigkeit (ugs. "Galle").

Die Gallenflüssigkeit dient u.a. der Fettverdauung und wird in der Leber produziert. Der Gallensaft fließt aus der Leber durch den Hauptgallengang (Ductus hepatocholedochus) heraus und mündet nach knapp 10 cm zusammen mit dem Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse (Pankreas – produziert eiweißverdauenden Saft) in der sogenannten Papille (Papilla duodena major) im oberen Dünndarm, dem Zwölffingerdarm (= Duodenum). Hier treffen die Verdauungssäfte auf den Speisebrei unmittelbar nach Passage durch den Magen.

Wenn der Mensch nichts gegessen hat, ist der Schließmuskel der Papille geschlossen und der Gallensaft fließt aus der Leber in die Gallenblase. Einige Zeit nach dem Essen jedoch kommt es u. a. über Nervenreize zum Erschlaffen des Papillenschließmuskels mit gleichzeitiger Kontraktion der Gallenblase, sodass sich der Gallensaft vermehrt zur Verdauung in den Zwölffingerdarm ergießt.

2.

Gallensteine, Gallenblasenentzündung und Komplikationen

Wie entstehen Gallensteine?

Die Entstehung von Gallensteinen hat verschiedene Ursachen wie z. B. Bewegungsarmut, fettreiche Ernährung, Übergewicht, hormonelle Veränderungen, Alter, aber vor allem auch genetische Veranlagung. Dies führt insbesondere bei Frauen zur Gallensteinbildung (Cholelithiasis). Durch Ungleichgewichte in der Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit (z. B. Fettsäuren, Cholesterine) kristallisieren bestimmte Stoffe aus und wachsen durch weitere Abscheidung dieser Stoffe zu einzelnen oder zahlreichen bis zu mehreren Zentimeter durchmessenden Steinen heran.

Kommt erschwerend noch eine Minderung der Gallenblasenbeweglichkeit hinzu, wird das Ausstoßen erster winziger Steinchen (Gallegries, Sludge) und somit eine Selbstreinigung der Gallenblase verhindert.

Abb. 2: Gallensteinbildung

Symptome: Wie erkenne ich, dass ich Gallensteine habe?

Verursachen Gallensteine Beschwerden? In den allermeisten Fällen macht das Vorhandensein von Gallenblasensteinen keinerlei Probleme, ist somit ohne Krankheitswert und erfordert demnach auch keine Behandlung oder gar eine Operation.

Allerdings können Gallenblasensteine die Gallenblasenwand reizen und dadurch Schmerzen verursachen. Die Schmerzen treten vor allem beim Zusammenziehen der Gallenblase während und nach dem Essen im rechten oder mittigen Oberbauch auf. Sie können auch nach rechts in den Rücken ausstrahlen und dauern typischerweise über 15 Minuten.

Abb. 3: Gallenblasenreizung

Mögliche Folgen: die Gallenblasenentzündung

Es kann aber auch durch den gestörten Gallefluss – zu einer Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) kommen: Bakterien gelangen dabei aus den Darm über die Papille durch den Hauptgallengang in die Gallenblase. Heftige Dauerschmerzen wiederum im mittigen oder rechten Oberbauch zusammen mit Fieber sowie Entzündungszeichen im Blut und ausgeprägtem Krankheitsgefühl charakterisieren eine akute Gallenblasenentzündung (unvermittelt und schwer). Es gibt aber auch chronische Zustände, die schleichend über Monate verlaufen.

Abb. 4:Gallenblasenentzündung

Verschließt ein Stein den Ausführungsgang (Ductus cysticus) der Gallenblase komplett (Zystikusverschlußstein), „gärt“ der in der Gallenblase eingeschlossene Inhalt (Gallensaft, Steine, evtl. Bakterien) und treibt die Gallenblase schmerzhaft auf (Gallenblasenhydrops). Unbehandelt kommt es schließlich zu einer Gallenblasenentzündung, im schlimmsten Fall kann die Gallenblase platzen.

Abb. 5: Gallenblasenverschluss/Hydrops

Passieren Steine den Ausführungsgang der Gallenblase, gelangen sie in das Gallengangssystem (Choledocholithiasis). Hier können sie starke wellenartige Schmerzen (Koliken) im rechten Oberbauch verursachen, da sich die Gangstrukturen durch wehenartige Bewegungen bemühen, den Stein vorwärts zu treiben. Entscheidend für die Dauer der Koliken ist die Größe der Steine. Kleine Steine passieren dabei schneller über die Papille in den Darm und die Koliken sind daher kurz. Größere Steine können die Gallengänge und somit den Patienten länger mit Gallenschmerzen quälen.

Charakteristisches Hauptsymptom ist dann ein Gallestau (Cholestase) mit Rückstau von Gallebestandteilen über die Leber bis ins Blut, erkennbar an gelber Hautfarbe („Gelbsucht“, Ikterus), dunklem Urin und hellem Stuhl.

Abb. 6: Gallengangsstein/Gallestau

Bauchspeicheldrüsenentzündung, verursacht durch Gallensteine

Im gefährlichsten Fall bleibt der Gallenstein direkt an der Papille stecken und blockiert gleichzeitig den Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse. Folge ist eine unter Umständen lebensbedrohliche, stauungsbedingte Bauchspeicheldrüsenentzündung (biliäre Pankreatitis). Notfallmäßig muss in einem solchen Fall zuerst der blockierende Stein endoskopisch ähnlich einer Magenspiegelung (Gastroskopie) – also zunächst ohne Operation – geborgen werden (siehe Diagnostik: ERCP).

Abb. 7: Gallengangsstein an Papille
3.

Voruntersuchungen und Vorbereitung

Die wichtigsten Voruntersuchungen, die über das Für und Wider einer Gallenoperation entscheiden können in der Regel über einen Allgemeinarzt und ggf. über einen Internisten (Gastroenterologen) erfolgen.

  • Blutwerte
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Bauchraums, insbes. der Gallenblase und der Gallenwege in der Leber

Ist eine Gallenoperation angedacht, werden die Befunde von unseren Chirurgen mit dem Patienten in der sogenannten vorstationären Sprechstunde erörtert und die genaue Therapie individuell festgelegt. Dabei werden sich unsere Chirurgen selbst mit dem Ultraschallgerät einen Eindruck von der Gallenblase und deren Veränderungen verschaffen. Eventuell noch notwendig gewordene Untersuchungen können veranlasst werden.

Dabei wird auch die genaue OP-Methode festgelegt:

  • meist minimal-invasiv (in "Schlüsselloch-Technik" über mehrere Schnittchen) oder auch
  • "narbenlos" (in Single-Port-Technik mit einem Schnitt versteckt im Nabel) -
  • mit großem Schnitt als große Ausnahme.

Abschließend erfolgt zuletzt die genaue Aufklärung und Einverständniserklärung des Patienten zunächst durch unsere Chirurgen für die Operation und danach durch die Anästhesisten für die Narkose.

4.

Therapie, OP-Verfahren

Therapie

Bei 15 – 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland bestehen Gallensteine, entsprechend 1,2 bis 1,6 Mio. betroffenen Bundesbürgern. Aber bei Weitem treten nicht bei jedem durch Gallensteine Beschwerden auf und müssen operiert werden, denn es werden „nur“ 190.000 Gallenblasenentfernungen (Cholezystektomie) pro Jahr bei uns durchgeführt. Trotzdem zählt dieser Eingriff mit zu den häufigsten, aber auch den routiniertesten Operationen in Deutschland.

Die Gallenblase ist nicht zwingend zur Verdauung notwendig – und schon gar nicht zum Leben. Somit wird bei oben genannten meist schmerzhaften Gallenerkrankungen die Gallenblase großzügig entfernt. Die Vorteile der Entfernung der Gallenblase überwiegen allein aufgrund der Beseitigung dieser ursprünglichen Beschwerden. In der Regel wird bei den geschilderten Gallensteinleiden die Gallenblase komplett entfernt. Eine alleinige Steinentfernung aus der Gallenblase macht keinen Sinn wegen zu erwartender erneuter Steinbildung. Zufällig entdeckte Gallensteine stellen allerdings in der Regel keinen Grund zur Operation dar. Die Operation bei Vorhandensein von Gallenblasensteinen sollte durchgeführt werden, wenn

  • ein symptomatisches Gallenblasensteinleiden vorliegt, also Beschwerden, Schmerzen oder Koliken bestehen:

    • Gallenblasenreizung: i. d. R. nahrungsabhängige, schmerzhafte rechtsseitige Oberbauchbeschwerden
    • Steinverschluss der Gallenblase (Gallenblasenhydrops); wellenartige Koliken oder Dauerschmerz
    • Gallenblasenentzündung (Cholezystitis), Hydrops, Perforation, Dauerschmerz
    • Gallengangssteine (Choledocholithiasis) mit Gallestau; Koliken, „Gelbsucht“ (Ikterus)
    • gallengangssteinbedingte Bauchspeicheldrüsenentzündung (biliäre Pankreatitis); linkseitige Oberbauchdauerschmerzen, unter Umständen sehr schweres Krankheitsbild

  • ein asymptomatisches Gallenblasensteinleiden vorliegt – also ohne Beschwerden – bei:

    • Porzellangallenblase
    • Gallensteinen über 3 cm Durchmesser
    • Gallenblasenpolypen über 1 cm Durchmesser
    • Tumorverdacht

Gallengangssteine und ein Papillenverschluss mit Bauchspeicheldrüsenentzündung sind Notfallsituationen, in denen nicht sofort operiert, sondern endoskopisch behandelt werden muss: Steinbergung via ERCP (siehe Diagnostik). Nach einigen Tagen sollte dann aber die Gallenblase samt Steinen operativ entfernt werden, um zukünftigen erneuten Komplikationen vorzubeugen.

Eine notfallmäßige, sofortige Entfernung der Gallenblase ist nur ausnahmsweise bei schwerer, geplatzter Gallenblasenentzündung notwendig. Überhaupt sind dringliche Operationen bei akuter Entzündung – meist nach antibiotischer Vorbehandlung für 1 bis 2 Tage – heute viel seltener geworden. In den allermeisten Fällen kann die Gallenblase geplant (elektiv) operiert werden.

OP-Verfahren, wenn die Gallenblase entfernt werden muss

Minimal-invasive Gallenblasenentfernung

Während seit Ende des 19. Jahrhunderts die Gallenblase immer über einen „großen“ Bauchschnitt entfernt werden musste, hat sich bis heute die viel schonendere minimal-invasive Methode seit etwa 25 Jahren als „Goldstandard“ durchgesetzt. In sog. "Schlüssellochtechnik" wird dabei über 3 oder 4 kleine Schnitte operiert und die Gallenblase entfernt.

Abb. 9: Schnitt bei "großem" Bauchschnitt
Abb. 10: Schnitte bei minimal-invasiver OP
5.

Zeitlicher Ablauf der Behandlung

Prästationäre Sprechstunde zur Planung der Therapie, Aufklärung durch unsere Chirurgen und Anästhesisten
Zeitaufwand: etwa 3 Stunden

Wenige Tage später: Stationärer Aufnahmetag = Operationstag

1. bis 3. Tag nach der Operation:
Wund- und Blutkontrollen, ggf. Ultraschallkontrolle

3. bis 4. Tag nach der Operation:

Entlassung

Danach weitere Kontrollen durch den "Hausarzt"

6.

Leben ohne Gallenblase

Abb. 13: Nach der Gallenblasenentfernung

Leben ohne Gallenblase? Die Gallenblase ist nicht zwingend zur Verdauung notwendig - und schon gar nicht zum Leben. Nur in ganz seltenen Fällen kann es nach dem Verlust der Gallenblase zu Verdauungsproblemen mit Fettunverträglichkeit (Postcholezystektomie-Syndrom) kommen. Fast immer lässt sich dies jedoch gut konservativ mit Artischockenpräparaten und Medikamenten behandeln.