Alles über die Schilddrüsen-OP

Knoten in der Schilddrüse? Schilddrüsenüberfunktion? Autoimmunerkrankungen? In welchen Fällen die Schilddrüse operiert oder entfernt werden sollte, erfahren Sie auf dieser Seite. Zudem erhalten Sie hilfreiche Informationen zum organisatorischen und zeitlichen Ablauf einer Schilddrüsen-OP in der Klinik Hallerwiese, Nürnberg sowie zu unseren Operationsprinzipien (kosmetische Aspekte, Schonung der Stimmbandnerven etc.).

 

 

1.

Gründe für die Notwendigkeit einer Schilddrüsenoperation

  • Versagen der konservativen, medikamentösen Therapie bei einer Schilddrüsenüberfunktion, z. B. bei sogenannten „heißen“ Knoten oder autoimmunen Entzündungen (Morbus Basedow)
  • Ausgeprägtes Kropfwachstum mit z. B. Schluck- und Atembeschwerden
  • Tumorverdächtige Knotenbildung
2.

Zielsetzung der Schilddrüsenoperation

  • Kropf: Alle krankhaften, knotigen Bereiche der Schilddrüse werden entfernt. Gesundes Gewebe wird belassen. Die Schilddrüse bleibt mit ihrer Funktion erhalten.
  • Morbus Basedow: Die Schilddrüse wird idealerweise bis auf einen minimalen Rest komplett entfernt.
  • Bösartiger Tumor: In der Regel komplette Entfernung der Schilddrüse auf beiden Seiten und der umgebenden Lymphknoten, da diese auch tumorbefallen sein können (Schilddrüsenkrebs).
3.

Voruntersuchungen und Vorbereitung

Die wichtigsten Voruntersuchungen, die über das Für und Wider einer Operation entscheiden sowie für die Einschätzung des notwendigen Ausmaßes benötigt werden, können in der Regel über einen Allgemeinarzt, niedergelassenen Nuklearmediziner / Internisten und HNO-Arzt erfolgen.

  • Blut- und Hormonwerte
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Halses: Schilddrüse und Lymphknoten
  • Szintigraphie
  • Funktion der Stimmbandnerven bzw. Stimmlippenbeweglichkeit (HNO-Untersuchung)

Ist eine Operation angedacht, werden die Befunde von unseren Chirurgen mit dem Patienten in der sogenannten prästationären Sprechstunde erörtert und die genaue Therapie individuell festgelegt. Dabei werden sich unsere Chirurgen selbst mit dem Ultraschallgerät einen Eindruck von der Schilddrüse und deren Veränderungen (z. B. Größe, Beschaffenheit, Zahl und genaue Lage von Knoten) verschaffen. Eventuell noch notwendig gewordene Untersuchungen können veranlasst werden. Abschließend erfolgt zuletzt die genaue Aufklärung und Einverständniserklärung des Patienten zunächst durch unsere Chirurgen für die Operation und danach durch die Anästhesisten für die Narkose.

4.

Zeitlicher Ablauf der Behandlung

Prästationäre Sprechstunde zur Planung der Therapie, Aufklärung durch unsere Chirurgen und Anästhesisten
Zeitaufwand: etwa 3 Stunden

Wenige Tage später: Stationärer Aufnahmetag = Operationstag

1. bis 3. Tag nach der Operation:
Wund- und Blutkontrollen, ggf. Ultraschallkontrolle

3. bis 4. Tag nach der Operation:

Entlassung

Danach weitere Kontrollen durch den "Hausarzt"

5.

Operationsprinzipien

Abb. 1: Lage der Schilddrüse im Hals

Lage der Schilddrüse im Hals

1: Schilddrüse mit rechtem und linkem Lappen (rot)
2: Kehlkopf (blau)
3: Luftröhre (blau)
4: rechte und linke Stimmbandnerven (gelb), die aus den Vagus-Nerven abzweigen und hinter der Schilddrüse zum Kehlkopf zurückziehen (= Recurrens-Nerven)
5: rechter und linker Vagus-Nerv in den Brustkorb hinablaufend (gelb)
6: insgesamt vier Nebenschilddrüsen (orange)

Abb. 2: Hals mit einer verheilten Narbe nach einer Schilddrüsenoperation

Kosmetische Aspekte

  • Maximal exakte und schonende Präparationstechnik mit Hilfe einer Lupenbrille
  • Anzeichnen des Hautschnitts noch am wachen Patienten, möglichst versteckt in einer eventuell vorhandenen Hautfalte.
  • Hautschnitt so klein wie möglich, aber auch so groß wie nötig, um sicher operieren zu können.
  • Hautnaht mit feinem, sich auflösendem Faden und Hautverklebung. Die anfangs noch prominente und rötliche Operationsnarbe wird mit der Zeit feiner, heller und ist nach 2 Jahren fast nicht mehr sichtbar.
Abb. 3: Neuromonitoring

Neuromonitoring mit kontinuierlicher Vagus-Stimulation

Aufgrund der „unmittelbaren Nachbarschaft“ der Schilddrüse zu den empfindlichen Stimmbandnerven (Abb. 1) besteht während der Operation die Gefahr einer Verletzung dieser Nerven. Heiserkeit oder gar Atemnot wären die Folgen.

Um dieses Risiko zu minimieren, setzen wir das sogenannte Neuromonitoring ein. Dabei werden durch eine elektrische Stimulation mittels einer feinen Sonde nicht nur die Nerven leichter im Gewebe aufgefunden, sondern auch deren Intaktheit bzw. Funktionsfähigkeit optisch (Nervenpotential, siehe Abb. 3) und akustisch angezeigt.

Wir wenden das seit 2016 neueste Neuromonitoring-Verfahren an, nämlich die sog. kontinuierliche Vagus-Stimulation. Hierbei wird gleich zu Beginn der Operation jeweils an den Vagus-Nerven  (Nr. 5 in Abb. 1) eine Elektrode platziert. Während der dann folgenden Präparation an der Schilddrüse erfolgt eine  kontinuierliche feine elektrische Stimulation und Messung am  Vagus- und  somit auch an dem von ihm abgehenden Stimmbanderven (Nr. 4 in Abb. 1).  Dadurch können während der gesamten Präparation an der Schilddrüse auch geringste evtl. Zug- oder Druckkräfte  auf den Stimmbandnerv rechtzeitig erkannt und Dauerschäden vermieden werden.

Nebenschilddrüsenkörperchen und „Schnellschnitt“

Ebenso gilt es während der Operation die unmittelbar an der Schilddrüse liegenden vier winzigen Nebenschilddrüsen (Abb. 1) zu identifizieren und zu schonen. Diese leicht zu übersehenden Drüsen dürfen nicht geschädigt oder gar versehentlich mit entfernt werden, denn sie regeln den Kalziumhaushalt des Körpers. Eine relevante Schädigung würde u. a. Krämpfe verursachen.

Schilddrüsenoperationen erfolgen immer unter „Schnellschnitt“-Bedingungen. D. h. das entfernte Schilddrüsengewebe wird noch während der laufenden Operation von einem Pathologen auf das evtl. Vorliegen eines bösartigen Tumors untersucht und das Ergebnis in den Operationssaal übermittelt. So könnte das Operationsausmaß sofort individuell angepasst werden, z. B. durch die Entfernung zunächst noch belassener Schilddrüsenanteile oder das Ausräumen der umgebenden Lymphknoten.