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Morbus Crohn und Colitis ulcerosa - Therapie und Operation von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die häufigsten chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Erfahren Sie hier mehr über Ursachen, Symptome, Therapie- und Operationsmöglichkeiten in der Klinik Hallerwiese in Nürnberg sowie Heilungschancen.

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1.

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa - Bedeutung, Therapie und Operation

Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) handelt es sich um noch nicht in ihrer Ursache genau verstandene Darmerkrankungen mit höchst unterschiedlichen Ausprägungen – von einerseits nur geringen und u. U. nur einmaligen Entzündungsschüben bis hin zu sehr schweren, selten auch lebensbedrohenden und immer wieder erneut auftretenden Krankheitsanfällen.

Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um zwei unterschiedliche Erkrankungen:

  • Morbus Crohn
  • Colitis ulcerosa

In sehr seltenen Fällen gibt es nicht eindeutig zuzuordnende Mischformen, bzw. kann sich ein Morbus Crohn zu Colitis ulcerosa und umgekehrt entwickeln. Man spricht dann von Colitis indeterminata.

In erster Linie werden CED internistisch, also medikamentös behandelt. Bei den meisten Medikamenten handelt es sich hierbei um entzündungshemmende und die Immunabwehr schwächende Substanzen (Immunsuppressiva).

Operationen sind nur in besonderen Situationen erforderlich.

Morbus Crohn

Ausbreitung

Der Morbus Crohn kann sich im gesamten Magen-Darm-Trakt von der Speiseröhre bis zum After entwickeln. Er befällt alle Magen-Darm-Wandschichten und neigt zur Fistelbildung, also der Ausbildung einer krankhaften Verbindung zu anderen Organen, z. B. anderen Darmabschnitten, der Urinblase oder der Haut, insbesondere der Haut am After (Analfistel).

Eine endgültige Heilung ist bei Morbus Crohn nicht möglich.

Versagt die medikamentöse Therapie und kommt es deshalb zu Komplikationen, z. B. Fisteln, Abszessen (Eiteransammlungen) und Darmengstellen (Stenosen) muss operiert werden.

Operation

Operationen bei Morbus Crohn erfordern eine spezielle Erfahrung. Denn es handelt sich oft um schwerkranke Patienten, die entzündungshemmende Medikamente wie z. B. Kortison oder andere moderne, die Immunabwehr unterdrückende Arzneistoffe (sog. Immunsuppressiva) bekommen müssen. Diese können die Wundheilung an der Haut, an der Bauchdecke und insbesondere an der evtl. Darmnaht nach der Operation verschlechtern und so zu einer erhöhten Komplikationswahrscheinlichkeit führen.

Andererseits müssen spezielle, sonst nicht übliche Operationstechniken angewandt werden. Hierbei sollte unbedingt „darmsparend“ operiert und leichtfertige Darmteilentfernungen vermieden werden, da im Laufe eines Lebens wiederholte Darmteilentfernungen sonst einmal zu einem Kurzdarm-Syndrom führen könnten.

Engstellen (Stenosen) sollten deshalb wenn möglich besser mittels „Erweiterungsplastik“ (Strikturoplastik) versorgt werden. Auch die meist komplexen Analfisteln erfordern wohldosierte Operationen, um die Schließmuskelfunktion - also die Kontinenz - zu schonen: auch hier gilt bei aller Konsequenz: „Weniger ist hier oft mehr“.

Die komplexen und sehr individuell anzuwendenden Operationsverfahren sollen hier nicht näher erläutert werden. Prinzipiell sind jedoch auch beim Morbus Crohn minimal-invasive („Schlüsselloch-“) Techniken möglich.

Insgesamt ist es eine ärztliche Kunst, die nur gemeinsam von erfahrenen und gut abgestimmten internistischen Magen-Darm-Spezialisten (Gastroenterologen) und Bauchchirurgen (Viszeralchirurgen) bzw. Analspezialisten (Proktologen) gemeistert werden kann, die richtige Balance zwischen Medikation und Operation zu finden.

Morbus Crohn kann sich im gesamten Magen-Darm-Trakt ausbreiten

Colitis ulcerosa

Die Colitis ulcerosa beschränkt sich auf den Dick- und Enddarm (Kolorektum) und befällt hierbei nur die Schleimhaut, also die innerste Schicht. Demzufolge sind die Ausbildung abnormer Gangverbindungen zu anderen Organen (Fisteln) und Abszesse (Eiteransammlungen), aber auch Engstellen (Stenosen) extrem selten. Andererseits kann sich auf dem Boden jahrelanger ausgedehnter Entzündung eher einmal ein Darmkrebs (kolorektales Karzinom) entwickeln.

Wenngleich auch die Colitis ulcerosa in erster Linie medikamentös behandelt wird, so kann sie vor allem in drei Situationen doch einmal operiert werden müssen:

  1. Bei medikamentös nicht mehr beherrschbarem, akuten und sehr schwerem Befall des Dickdarms (toxisches Megakolon) als Notoperation
  2. Bei medikamentös nicht mehr beherrschbarem chronischen Befall sowie
  3. Bei drohender Krebsentwicklung nach jahrelangem und ausgedehntem Befall des Dick- und Enddarms

Während im Falle 1) eine Not-Operation mit Entfernung des Dickdarms (Kolektomie) und Anlage eines endständigen Dünndarmausgangs (Ileostomie) notwendig ist, kann in den Fällen 2) und 3) geplant eine ganz besondere Operation erfolgen: die Komplettentfernung des Dick- und Enddarms unter Erhalt des Schließmuskels mit Direktanschluss des Dünndarms an den After (restorative Proktokolektomie), allerdings unter Bildung eines neuen „Enddarmreservoirs“ als sogenannte Dünndarm-J-Tasche (Ileoanaler J-Pouch).

Durch diese Komplettentfernung des nicht lebensnotwendigen Dick- und Enddarms ist die Colitis ulcerosa chirurgisch heilbar – ganz im Gegensatz zum Morbus Crohn.

Die Ausdehnung der Colitis ulcerosa beschränkt sich auf den Dick- und Enddarm

Colitis ulcerosa - so wird operiert:

Im Falle eines toxischen Megacolons ist eine Not-Operation notwendig
Bei der Notoperation erfolgt die Entfernung des Dickdarms (Kolektomie) und die Anlage eines endständigen Dünndarmausgangs (Ileostomie)
Im Gegensatz zur Notoperation kann eine geplante, primäre restorative Proktokolektomie bereits minimal-invasiv erfolgen
2.

Symptome - wie merke ich, dass ich Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa habe?

Symptome einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) können immer wiederkehrende diffuse oder lokalisierte Bauchschmerzen, Fieber und Schüttelfrost und wiederkehrende, blutige (eher Colitis ulcerosa) oder schleimige (eher Morbus Crohn) Durchfälle sowie Gewichtsabnahme sein.

Fistelbildungen, z. B. schmerzhafte Schwellungen in der Afterregion mit u. U. Eiterfluss sind darüberhinaus typisch für Morbus Crohn.

Aber Vorsicht: CED sind selten – meist handelt es sich bei den geschilderten Symptomen um andere, i. d. R. harmlosere Erkrankungen. Auch treten Analfisteln in den allermeisten Fällen ohne M. Crohn auf!

3.

Welche Untersuchungen können gemacht werden?

Untersuchungsmethoden sind das Abtasten, der Ultraschall (Sonographie), eine Enddarmspiegelung (Rektoskopie) und eine Blutuntersuchung bzgl. Entzündungszeichen.

Bei unklaren und vor allem ausgeprägten Befunden können je nach dem eine Computertomographie (CT) , eine Kernspintomographie / Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Dickdarmspiegelung (Koloskopie) erfolgen.

4.

Was tun bei Beschwerden oder Beratungswunsch?

Bei akuten Beschwerden können Sie sich jederzeit in unserer Notaufnahme vorstellen, wo dann die Diagnostik und Therapie entsprechend der oben geschilderten Kriterien eingeleitet werden.

Sollten Sie oder die Sie betreuenden niedergelassenen Kollegen sich unsicher sein, ob bei Ihnen doch einmal eine Operation angeraten werden sollte – gerne auch als Zweitmeinung – empfehlen wir Ihnen eine ambulante Vorstellung und Beratung in unserer Sprechstunde. Idealerweise bringen Sie hierzu möglichst alle evtl. Untersuchungsbefunde und Arztbriefe sowie möglichst evtl. CT- oder MRT-Untersuchungen auf CD mit.

5.

Wie ist das Vorgehen im Falle einer geplanten Operation?

Angesichts der großen Varianz an möglichen Operationen bei Chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) können hier nur einige orientierende Angaben gemacht werden. Notfallsituationen sind hiervon ausgenommen!

Organisatorische Hinweise im Falle einer geplanten OP

Einige Tage vor einer geplanten (!) Operation erfolgt vorstationär (= prästationär = ambulant) die komplette Vorbereitung zur Operation mit Blutentnahme und Aufklärungen. Dies nimmt etwa zwei bis drei Stunden in Anspruch. Hierfür brauchen Sie nicht nüchtern zu sein!

Zeitnah erfolgt dann die stationäre Aufnahme am Operationstag morgens entsprechend nüchtern. Ein aufwändiges Abführen wie z. B. für eine Darmspiegelung ist im Rahmen des modernen Fast-Track-Konzeptes meist nicht mehr notwendig. Nach Vorbereitung durch unsere Pflegekräfte erfolgt die Operation.

Nach einer ersten Nacht meist in unserem Intermediate Care Bereich liegt die Dauer des gesamten stationären Aufenthaltes bei etwa ein bis zwei Wochen. Zwei Wochen später kann bereits wieder Arbeitsfähigkeit gegeben und leichte sportliche Tätigkeit möglich sein. Lediglich schweres Heben bzw. hohe Bauchmuskelbelastung sollte für drei Monate zur Verhütung einer Narbenbruchbildung noch vermieden werden – egal ob mit großem Schnitt oder minimal-invasiv operiert wurde.

Bei proktologischen Eingriffen wg. Analfisteln sind meist nur zwei bis drei Tage Aufenthalt erforderlich. Natürlich geht die ganze Erholung auch danach viel schneller. Allerdings ist es zum Schutz des Schließmuskels sicherer, anstatt einer einzigen aufwändigeren, lieber mehrere kleine Operationen in Serie im Abstand von mehreren Wochen durchzuführen.

Duschen ist meist mit der Entlassung erlaubt, Baden meist ab dem zehnten Tag nach der Operation. Je nach Operationsverfahren müssen manchmal doch Fäden entfernt werden. Oft allerdings kann die Haut geklebt werden – der Kleber löst sich von selbst später ab.

Narkose und Schmerzbehandlung

Trotz Operation in Vollnarkose wird zur besseren und nebenwirkungsärmeren Schmerzbehandlung für die ersten Tage nach dem Eingriff oft ein „Schmerz-Katheter“ (Peridural-Katheter = PDK) am Rücken angeraten. Zusätzlich erholt sich dadurch der Darm nach dem Eingriff besser. Dieser PDK wird in örtlicher Betäubung noch vor Narkosebeginn gelegt.

Zusätzlich werden auch alle kleinen Schnitte mit einem lang wirksamen örtlichen Betäubungsmittel während der Operation unterspritzt. Durch diese Maßnahmen sollten zusammen mit herkömmlichen Schmerzmittel (Infusion, Tabletten, Tropfen) die Schmerzen in den Tagen nach der Operation auf der „Schmerzskala“ NRS (kein Schmerz [0] bis Maximalschmerz [10]) allenfalls Stufe 3 - 4 betragen, also gut erträglich sein.

6.

Was passiert wenn ich doch einen künstlichen Darmausgang (Stoma) bekomme?

Sollte doch ein künstlicher Darmausgang (Stoma) notwendig sein, so können Sie sich darauf verlassen, dass Sie in dieser Situation keinesfalls alleine gelassen werden!

Stomatherapie ist für uns selbst verständlich und beginnt bereits vor der Operation! Denn wenn bereits im Vorfeld die Notwendigkeit einer Stomaanlage realistisch ist, werden unsere erfahrenen Chirurgen persönlich die am besten geeignete Stelle am Bauch markieren (Stomamarkierung). Sie darf z. B. nicht im Bereich des Gürtels oder von Falten liegen.

Nach der Operation werden Sie durch in der Stomatherapie speziell geschulte Pflegekräfte betreut und in die Handhabung der Beutelversorgung perfekt eingewiesen. Darüber hinaus stellen wir noch während des stationären Aufenthaltes einen persönlichen Kontakt zu einem ambulanten Heimversorger her. Zwar soll jeder Stomaträger zuhause selbst in der Lage sein, sein Stoma zu pflegen und Beutel zu wechseln, jedoch kümmert sich dieser Heimversorger regelmäßig um Sie, versorgt Sie mit den unterschiedlichsten, individuell notwendigen Stomabeuteln und Zubehör und steht Ihnen bei speziellen Fragen und Problemen stets zur Seite. Bei seltenen, nicht lösbaren Schwierigkeiten, würde Sie der Heimversorger umgehend in unserer Sprechstunde vorstellen.

Es ist eine erstaunliche und erfreuliche Tatsache zugleich, dass sich nach einer Weile die allermeisten Patienten an den Umgang mit ihrem Stoma gewöhnt haben, ja das Stoma oft gar nicht mehr bemerken.

Und in den wenigsten Fällen muss ein Stoma lebenslang belassen werden!

Mehr erfahren über die Stomatherapie