Alles über Hernien: welche Arten, Ursachen, Symptome, Operationen gibt es?

Unter Hernien versteht man Brüche, die meist im Bereich der Bauchwand auftreten. Es gibt zahlreiche Arten und Sonderformen von Bauchwandbrüchen. Ebenso vielfältig sind die OP-Methoden. Um die für Sie individuell beste Behandlung zu finden, beraten wir Sie an der Klinik Hallerwiese in Nürnberg gerne persönlich. Auf dieser Seite können Sie sich zusätzlich informieren über anatomische Hintergründe, Ursachen, Symptome und OP-Methoden bei Bauchwandbrüchen.

1.

Was sind Bauchwandhernien? Wie entstehen sie?

Unter einem Bauchwandbruch – lateinisch “Hernie” – versteht man eine krankhafte Lücke in der Bauchwand. Durch diese Bruchpforte drängt sich von innen nach außen der sog. Bruchinhalt, meist Fettgewebe und Darmanteile.

 

 

Abb. 1: Anatomie der Bauchdecke 1: 1=gerader Bauchmuskel (musculus rectus), 2=seitliche, dreischichtige Bauchmuskeln, 3=Leistenband
Abb. 2: Anatomie der Bauchdecke 2: 1=gerader Bauchmuskel (musculus rectus), 2=seitliche, dreischichtige Bauchmuskeln
Abb. 3: Anatomie der Bauchdecke 3: Bauchwandschichten von außen nach innen: Haut - Unterhautfettgewebe - Muskeln mit Muskelhäuten (Faszien) - Bauchfell (Peritoneum)

Abb. 4: Intakte Bauchdecke
Abb. 5: Bauchdecke und Bruchlücke: Durch die entstandene Bruchlücke in der Bauchdecke tritt der Bruchinhalt (meist Fett oder Darm) nach außen durch die Haut hindurch.
Abb. 6: Bruchvergrößerung

Ein Sonderfall sind Brüche am Zwerchfell, der muskulären Barriere zwischen der Bauch- und der Brusthöhle. Am häufigsten befindet sich hierbei die Bruchlücke am Durchtritt der Speiseröhre. Diese “Hiatushernien” führen zu krankhaftem Sodbrennen.

Mehr erfahren zum Zwerchfellbruch

Hernien können an bestimmten Schwachstellen der Bauchdecke – meist am Nabel und in den Leisten – angeboren sein und müssen dann bereits im Säuglings- und Kindesalter behandelt werden.

Meist jedoch entstehen Hernien erst im Laufe des Lebens. Denn unser Bindegewebe in der Bauchdecke muss echte Schwerarbeit leisten: Beim Heben, beim Pressen und Husten aber auch im normalen Alltag. Hierbei können insbesondere im jungen Erwachsenenalter bei zu großen Belastungen einerseits oder aber in höherem Lebensalter mit nachlassender Bindegewebsfestigkeit andererseits Brüche entstehen.

Abb. 7: Schwachstellen der Bauchdecke.
1=Nabel, 2+3=Leisten, 4=zwischen geraden Bauchmuskeln (linea alba), 5=zwischen geraden und seitlichen Bauchmuskeln (linea semilunaris)
Abb. 8: Typische Hernien: 1=Nabelhernie, 2=Leistenhernie, 3=Schenkelhernie, 4=Epigastrische Hernie, 5=Spieghel´sche Hernie

Begünstigend ist sicherlich eine wissenschaftlich noch nicht abschließend erforschte, ererbte Veranlagung zur Bindegewebsschwäche (Kollagenbildungsstörung). Eine echte Therapie hierfür gibt es leider nicht.

Andererseits begünstigen viele weitere Faktoren die Bruchentstehung, welche einerseits zu einer Gewebeschwächung (Diabetes mellitus, Rauchen) und andererseits zu einer Druckerhöhung im Bauchraum führen, wie chronische Bronchitis (Husten), chronische Verstopfung, erschwertes Wasserlassen (Prostatavergrößerung), Fettleibigkeit sowie Schwangerschaften.

Ein Sonderfall sind Narbenbrüche mit Hernienbildung im Bereich einer nicht genügend stabil ausgeheilten Bauchdeckennarbe nach Operationen im Bauchraum.

2.

Wie bemerkt man eine Bauchwandhernie?

Meist kommt es am Bauch oder in den Leisten zu einer Vorwölbung oder Schwellung. Diese Schwellung kann zunächst problemlos zurückgedrückt werden oder im Liegen von selbst vergehen. Sie kommt aber im Stehen und bei Belastung immer wieder hervor. Sie kann sich im Laufe der Zeit insgesamt vergrößern, kann beginnen zu “ziehen” und zu schmerzen.

Unter Umständen können Schmerzen an der Bauchdecke und insbes. in den Leisten auch vor dem Sichtbarwerden einer Schwellung durch eine gerade beginnende Bruchbildung hervorgerufen sein.

Typische Beschwerden gibt es nicht, viele Patienten sind beschwerdefrei. Allerdings können auch im Einzelfall dramatische Beschwerden akut auftreten, die dann einer sofortigen ärztlichen Behandlung bedürfen. Dieser Befund einer sog. Einklemmung (Inkarzeration) sollte heutzutage unbedingt vermieden werden.

 

 

Abb. 9: Einklemmung (Inkarzeration): Darm schmerzhaft in Bruchlücke eingeklemmt
3.

Warum und wann sollten Bauchwandhernien operiert werden?

 

Brüche heilen bei Erwachsenen nie von selbst ab. Im Gegenteil, im Laufe der Zeit vergrößern sie sich, sehen unschön aus und verursachen meist früher oder später Schmerzen. Darüberhinaus besteht dann irgendwann auch immer die Gefahr einer akuten Einklemmung (Inkarzeration) vorgefallener innerer Organe, meist Darm in der Bruchpforte. Diese sehr schmerzhafte und auch letztlich meist lebensbedrohliche Situation erfordert dann immer die sofortige Notfalloperation.

 

 

Abb. 10: Einklemmung (Inkarzeration): Darm schmerzhaft in Bruchlücke eingeklemmt
4.

Welche Hernien gibt es? Moderne OP-Methoden nach Maß

5.

Qualitätssicherung, Benchmarking und Kooperationen

Um eine möglichst optimale Behandlung zu bieten, haben wir uns speziell auf dem Gebiet der Hernienchirurgie umfassend qualifiziert: wir verfügen über das Gütesiegel der Deutschen Herniengesellschaft. Hierzu gehört nicht nur eine zurückliegende Ausbildung sondern auch eine zukünftig fortwährende Weiterbildung auf Kongressen und Spezialveranstaltungen, um immer eine zeitgemäße Therapie anbieten zu können.

Angesichts der zahlreichen Bruchformen und -größen, der vielfältigen OP-Verfahren im Detail sowie der variierenden Patienten-Begleitumstände ist wissenschaftlich „die ideale, beste“ Hernien-OP-Methode noch nicht sicher bestimmt.

Nicht nur deshalb nehmen wir zusätzlich aus eigenen Stücken an der Qualitätssicherungsstudie Herniamed teil, in die alle unsere Hernienpatienten nach entsprechender Aufklärung sowie absolut freiwilligem und jederzeit widerrufbarem Einverständnis anonymisiert eingehen. Diese Studie fordert die langfristige Nachkontrolle unserer Patienten und schafft so zukünftig transparente Vergleichbarkeit unserer Ergebnisse mit denen anderer Hernienzentren. (Download: Patientenmerkblatt Qualitätssicherungsstudie)

Sie können sich darauf verlassen, dass wir stets versuchen, eine optimale Behandlungsqualität für unsere Patienten zu erzielen!

6.

Voruntersuchungen und Vorbereitung

Die wichtigsten Voruntersuchungen, die über das Für und Wider einer Operation entscheiden, können in der Regel über einen Allgemeinarzt und bei uns erfolgen.

  • Blutwerte
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Bauchraums und des Bruchs
  • Computertomographie (CT) in besonderen Situationen

Ist eine Operation angedacht, werden die Befunde von unseren Chirurgen mit dem Patienten in der sogenannten vorstationären Sprechstunde erörtert und die genaue Therapie individuell festgelegt. Dabei werden sich unsere Chirurgen selbst mittels Tastbefund und dem Ultraschallgerät einen Eindruck verschaffen und die genaue OP-Methode festlegen. Eventuell noch notwendig gewordene Untersuchungen können veranlasst werden.
Abschließend erfolgt zuletzt die genaue Aufklärung und Einverständniserklärung des Patienten zunächst durch unsere Chirurgen für die Operation und danach durch die Anästhesisten für die Narkose.

7.

Zeitlicher Ablauf der Behandlung

Prästationäre Sprechstunde zur Planung der Therapie, insbesondere der genauen Operationsmethode, Aufklärung durch unsere Chirurgen und Anästhesisten
Zeitaufwand: etwa 3 Stunden

Wenige Tage später: Aufnahmetag = Operationstag

Kleinere Bauchwandbrüche, insbes. ohne Netzeinlage können unter bestimmten Voraussetzungen ambulant operiert werden. Dies gilt vor allem für Nabel- und Leistenbrüche in konventioneller (offener) Technik.

Leistenbruch-Patienten, die in "minimal-invasiver laparoskopischer TAPP-Technik" operiert werden, bedürfen unter stationären Bedingungen eine Übernachtung bis zum Folgetag mit Visite und Blutkontrolle. Die Entlassung findet dann meist am späten Vormittag des 1. Tages nach der Operation statt.

Patienten mit größeren Hernien-Operationen, insbes. mit Netzeinlagen müssen für 1-3 Tag stationär bleiben - bei sehr großen Narbenbrüchen auch bis zu etwa 10 Tagen. Hier müssen engmaschige Visiten, wiederholte Blutkontrollen und ggf. Ultraschalluntersuchungen erfolgen.

Nach der Entlassung erfolgen weitere Kontrollen durch den "Hausarzt" bzw. in besonderen Fällen auch eine nachstationäre Kontrolle in unserer Sprechstunde.

Siegel und Qualitätssicherung: