Epigastrische Hernie - der Bruch an der "natürlichen Schwachstelle" des Bauches

Bei einer epigastrischen Hernie handelt es sich um eine Bruchbildungen an einer natürlichen Schwachstelle der Bauchdecke in der Mittellinie zwischen Nabel und Brustkorb. Über Symptome, Ursachen, OP-Methoden an der Klinik Hallerwiese in Nürnberg können Sie sich auf dieser Seite informieren. Bei Verdacht auf einen Bruch vereinbaren Sie bitte einen Termin.

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Alles über die Operation einer epigastrischen Hernie

1.

Wann soll man die epigastrische Hernie operieren?

Bei absolut beschwerdefreien, kleinen epigastrischen Hernien mit einem Bruchlückendurchmesser von etwa unter einem Zentimeter kann der weitere Verlauf im Hinblick auf eine evtl. Größenzunahme oder Schmerzentstehung abgewartet werden.

Bei größeren Hernien oder im Falle von Beschwerden sollte operiert werden.

Je mehr Schmerzen bestehen, desto frühzeitiger sollte die OP erfolgen. Bei fehlender Symptomatik hingegen kann ganz in Ruhe die OP geplant werden. Jedoch sollte nicht Monate bis Jahre gewartet werden, da sich durch die dabei fortschreitende Vergrößerung des Bruchs auch die OP dann immer schwieriger gestaltet.

2.

Was ist das Behandlungsziel?

Ziel ist es, den Bruchinhalt (meist Darm oder Fettgewebe) operativ zurückzudrängen und die Lücke dauerhaft wieder zu verschließen.

3.

Welche Besonderheiten bei der OP gibt es?

Prinzipiell muss der Bruch natürlich möglichst auf Dauer behoben werden; ein erneutes Wiederauftreten des Bruchs (Bruch-Rezidiv) sollte nicht passieren. Während früher immer durch alleinige Nähte die Bruchpforte verschlossen wurde, werden heutzutage bei größeren Brüchen Erwachsener zunehmend OP-Verfahren unter Einlage eines Netzes eingesetzt.

4.

Welche Operationsverfahren wenden wir an?

Es gibt zahlreiche OP-Techniken, die immer weiter verbessert wurden.
Hierbei ist es unsere Aufgabe, die für Sie ideale Methode herauszufinden.

Möglichkeiten des Bruchpfortenverschlusses
1. Durch die bloße Naht: bei Erwachsenen i.d.R. nur bei kleineren Bruchlücken bis etwa 1-2 cm.
2. Durch die Einlage von Fremdgewebe (Netz) von außen.
3. Durch die Einlage von Fremdgewebe (Netz) von innen (minimal invasiv).

Dabei gibt es im Detail v.a. bzgl. verschiedener Netzmaterialien und -konfigurationen zahlreiche Varianten.


Unsere OP Methoden der epigastrischen Hernie:

1. Reines Nahtverfahren:
Konventionelle Methode über einen Hautschnitt mittig über dem Bruch, Direktverschluss durch Naht.

Bis zur Einführung der Netz-OP-Techniken war diese Methode der “Goldstandard”. Wird heute bei Erwachsenen zugunsten der Netzverfahren mit sicherer Vermeidung einer erneuten Bruchbildung immer seltener und allenfalls nur noch bei kleinen Bruchpforten (unter 1-2 cm) eingesetzt. Ambulant und in örtlicher Betäubung möglich.

Epigastrische Hernie
Hautschnitt bei Nahtverschluss

2. Konventionelle Methoden
Mit Netzeinlage von außen über einen Hautschnitt mittig über dem Bruch.

Auch diese Methoden sind ambulant – meist aber doch stationär - und eingeschränkt auch in örtlicher Betäubung möglich.

Allerdings längste Erholungszeiten (für 3 Monate max. bis 10 kg Heben).

Besonderheiten:

  • Netzeinlage in Underlay-Technik
  • Netzeinlage in Sublay-Technik
Epigastrische Hernie
Hautschnitt bei konventioneller Netzeinlage

3. Minimal-invasive Methode
Mit Netzeinlage von innen über kleine Schnitte seitlich am Bauch, IPOM: intraperitoneal onlay Mesh.

Bei dieser Technik wird über insges. 2-3, selten 4 Schnitte von einmal 12 mm und sonst je 5 mm jeweils seitlich am Bauch ein bis zu 20 x 25 cm großes, beschichtetes Netz eingerollt in den Bauch eingebracht, von innen über die Bruchpforte gelegt und dann mit - sich nach der Einheilungszeit auflösenden - Klammern fixiert.

Epigastrische Hernie
Hautschnitte bei minimal invasiver IPOM-Netzeinlage

Netzeinlage in Underlay-Technik

Hierbei wird, meist bei kleinen bis mittleren Bruchlücken ein Netz in die tieferen Schichten der Bauchdecke, in diesem Fall hinter die Bauchwandmuskelhaut (Faszie) und noch vor das Bauchfell (Peritoneum) eingebracht.

Das Netz, dessen Größe je nach Bruchausdehnung bis zu 10 x 15 cm betragen kann, hat dabei keinen Kontakt zur Bauchhöhle bzw. den Darm.

Über dem Netz wird die Bruchlücke vernäht, sodass das Netz als Bauchwandverstärkung fungiert.

Epigastrische Hernie
Netzposition in Underlay-Technik
1 Gerader Bauchmuskel (Musculus rectus)
2 Seitliche, dreischichtige Bauchmuskeln
3 Nahtverschluss der Bruchlücke
4 Netzposition vor dem Bauchfell und hinter der Muskelhaut

Netzeinlage in Sublay-Technik

Hierbei wird, meist bei mittleren bis großen Bruchlücken ein Netz in die tieferen Schichten der Bauchdecke, in diesem Fall hinter die Bauchwandmuskulatur und noch vor die hintere Muskelhaut (Faszie) eingebracht.

Das Netz, dessen Größe je nach Bruchausdehnung bis zu 20 x 20 cm betragen kann, hat dabei keinen Kontakt zur Bauchhöhle bzw. den Darm.

Über dem Netz wird die Bruchlücke vernäht, sodass das Netz als Bauchwandverstärkung fungiert.

Epigastrische Hernie
Netzposition in Sublay-Technik
1 Gerader Bauchmuskel (Musculus rectus)
2 Seitliche, dreischichtige Bauchmuskeln
3 Nahtverschluss der Bruchlücke
4 Netzposition vor der hinteren Muskelhaut und hinter dem Muskel


Die minimal invasive Methode

Aufgrund des vorhandenen Netzkontakts zum Darm müssen speziell beschichte Netze eingesetzt werden um Verwachsungen oder gar Schädigungen des Darms zu vermeiden.

Schonende Methode bei sehr fettleibigen Patienten mit kürzester Erholungszeit (für 4 Wochen max. bis 10 kg Heben).

Jedoch immer Vollnarkose und stationärer Aufenthalt für mehrere Tage erforderlich.

Nicht bei sehr schlanken Patienten, sehr großen Brüchen sowie nach stattgehabter zurückliegender größerer “Bauch-OP” geeignet.

Epigastrische Hernie
Verschluss mit minimal invasivem IPOM Netz
Epigastrische Hernie
Netzposition in minimal invasiver IPOM Technik
1 Gerader Bauchmuskel (Musculus rectus)
2 Seitliche, dreischichtige Bauchmuskeln
3 Meist kein Nahtverschluss der Brucklücke
4 Netzposition hinter dem Bauchfell in der Bauchhöhle
5.

Gibt es Risiken, Nebenwirkungen, Komplikationen?

Insgesamt sind Operationen epigastrischer Hernien in geübten Händen sehr sichere Verfahren.
Die allermeisten Patienten werden wieder gesund und beschwerdefrei. Dabei sind allgemeine OP-Risiken wie Wundentzündung, Blutung und Heilungsstörung sehr gering.

Im Speziellen muss natürlich so gut operiert werden, dass der Bruch im Laufe der Zeit nicht erneut auftritt – man spräche sonst von einem Bruch-Rezidiv.

Auch sollten dauerhafte Schmerzen durch Nervenirritationen die Ausnahme sein.

Da jede Methode spezielle Vor- aber auch Nachteile bzw. Risiken hat, ist es unser erklärtes Ziel, die individuell beste Methode für unsere Patienten auszuwählen.

6.

Wie lange dauert die Operation?

Je nach Bruchgröße bzw. Begleitumstände und OP-Methode variiert die OP-Dauer zwischen 30 und 60 min.

7.

Ist die OP ambulant möglich?

Bis auf die IPOM-OP sind insbes. bei kleineren Brüchen alle Methoden auch ambulant möglich. Gründe gegen eine ambulante OP sind das Alleinsein zu Hause in der ersten Nacht nach der OP sowie ein gewisses Maß an Begleiterkrankungen. Wichtig ist auch, dass der Patient im Falle einer ambulanten OP danach abgeholt werden muss.

Nach der Operation

1.

Wie schnell kann man nach der Operation nach Hause?

Bei ambulanter OP kann der Patient nach etwa 1-2 Stunden Erholungszeit wieder abgeholt werden. Bei stationärer OP im Krankenhaus ist die Entlassung in einigen Fällen ab dem Folgetag nach der OP möglich, u.U. aber auch erst nach einigen Tagen.

2.

Was ist einige Tage nach der OP wichtig?

Essen und Trinken ist mit der Entlassung immer erlaubt. Evtl. in den ersten Tagen nicht übermäßig reichlich essen und Fettes sowie Blähendes meiden.

Die Hautfäden müssen oft gar nicht entfernt werden, sie lösen sich auf. Gelegentlich wird die Haut auch nur geklebt.

Kurzes Duschen ist ab der Entlassung sowie langes Duschen, Baden und Schwimmen ab dem 10. Tag nach der Operation möglich.

Laufen, Wandern, Joggen und leichter Sport ist bis zur Schmerzgrenze erlaubt; verboten ist das Heben schwerer Lasten sowie Bauchpresse / Bauchmuskeltraining für – je nach OP-Methode – 4 Wochen bis 3 Monate.

Je nach OP-Methode und Begleitumstände sowie insbes. körperlicher Belastung im Beruf ist eine „Krankschreibung“ für wenige Tage bis etwa einige Wochen notwendig.

3.

Nach der Entlassung - was muss man beachten?

Alle Patienten werden immer mit einem Arztbrief mit allen Angaben zur OP und zum Vorgehen in den nächsten Tagen entlassen. Mit diesem Brief soll sich der Patient am selben oder am Folgetag bei seinem „Hausarzt“ vorstellen. Am besten sollten die Patienten schon bei der OP-Planung einen Termin beim „Hausarzt“ für danach vereinbaren.

Schmerzmittel oder ein entsprechendes Rezept werden bei der Entlassung überbrückend mitgegeben.
Im Falle einer ambulanten OP muss der Patient abgeholt und nach hause gebracht werden. Eine selbstständige Verkehrsteilnahme ist wegen der OP bzw. der Narkose nicht erlaubt! Auch darf der Patient die erste Nacht nicht alleine zu Hause verbringen.

4.

Woran erkenne ich mögliche Komplikationen?

Allgemeines Unwohlsein, Fieber, Schüttelfrost, zunehmende Schmerzen oder fortschreitende Schwellung und Rötung im operierten Gebiet sowie Blutungen aus der Wunde sind Zeichen einer evtl. Komplikation – ebenso Übelkeit und Erbrechen. Eine Vorstellung beim „Hausarzt“ oder bei uns in der Klinik ist angezeigt – je ausgeprägter die Symptome desto rascher muss dies erfolgen.

Mehr Wissenswertes zum Thema

1.

Was ist eine epigastrische Hernie und wie entsteht sie?

Bei einer epigastrischen Hernie handelt es sich um eine Bruchbildungen (Hernierung bzw. Hernien-Bildung) an einer natürlichen Schwachstelle der Bauchdecke in der Mittellinie, variabel zwischen Nabel und Brustkorb.

Epigastrische Hernie

Anatomie der Bauchdecke

Die Bauchdecke wird vorne von den beiden, je etwa 8-10 cm breiten, sog. geraden Bauchmuskeln (Musculi recti abdomini) gebildet, die sich zwischen dem Brustkorb und dem Becken band- bzw. wellenartig jeweils rechts und links der Mittellinie (Linea alba) spannen (= “six-pack”).

Insbesondere oberhalb des Nabels besteht jedoch ein gewisser Spalt. Dieser Spalt kann sich beim Auseinanderweichen der beiden geraden Bauchmuskeln verbreitern und dann bei Anspannung, insbes. bei einem “sit-up” zu einer längs- bzw. kielförmigen Vorwölbung führen.

Diese sog. Rectusdiastase ist allerdings ohne jeglichen Krankheitswert: es handelt sich nicht um einen Bruch, Komplikationen können nicht entstehen und entsprechend ist keine Operation notwendig.

Echte Epigastrische Hernie

Allerdings kann es in dieser mittigen Schwachstelle im Bereich der Linea alba zufällig “irgendwo” zwischen dem Brustkorb und dem Becken zusätzlich zu einer echten Bruchbildung kommen.

Meist sind die Brüche in dem Gebiet zwischen Brustkorb und Nabel lokalisiert.

Da sich unter dieser Region der Magen befindet, werden diese Brüche “epigastrische Hernien”, also “sich über dem Magen befindliche Brüche“ genannt. Diese echten Brüche müssen in der Regel operiert werden.

Epigastrische Hernie
Schwachstelle der Bauchdecke
1 Gerader Bauchmuskel (Musculus rectus)
2 Schwachstelle Linea alba ("Mittellinie")

Warum entseht eine epigastrische Hernie?

Fast immer entstehen epigastrische Hernien erst im Laufe des Lebens. Hierbei können insbesondere im jungen Erwachsenenalter durch zu große Anstrengungen (schweres Heben!) oder aber in höherem Lebensalter durch nachlassende Bindgewebsfestigkeit Brüche entstehen.

2.

Symptome: Wie bemerkt man eine epigastrische Hernie?

Meist wird zu Beginn der Bruchentstehung eine Vorwölbung mittig im Oberbauch beobachtet.

Oft ist diese Schwellung im Stehen größer und im Liegen hingegen kleiner – oder gar ganz verschwunden. Manche Patienten können diese Vorwölbung im Stehen auch mit der Hand zurück drücken.

Oft wird diese Schwellung im Laufe der Zeit größer.

Ganz typische Beschwerden gibt es nicht! Am ehesten handelt es sich um mehr oder weniger ziehende Schmerzen im Oberbauch.

Manche Patienten bleiben ohne jegliche Symptome, andere haben bereits zu Beginn der Bruchentstehung – z. T. noch vor Sichtbarwerden einer Schwellung – Beschwerden.

Die meisten Patienten jedoch bekommen zunehmend Probleme durch die Bruchvergrößerung.

Im Einzelfall können auch im Laufe der Zeit plötzlich dramatische Schmerzen oft zusammen mit Übelkeit und Erbrechen auftreten, die dann einer sofortigen ärztlichen Behandlung bedürfen.

Dieser Befund einer sog. Einklemmung (Inkarzeration) sollte heutzutage unbedingt vermieden werden.

3.

Was passiert, wenn man sich nicht behandeln lässt?

Eine epigastrische Hernie heilt beim Erwachsenen nie von selbst ab. Im Gegenteil, im Laufe der Zeit vergrößert sie sich.

In epigastrische Hernien können nach und nach immer mehr Darmanteile hinein rutschen und der sog. "Brucksack" kann so schließlich mehrere Zentimeter groß werden.

Darüberhinaus besteht dann irgendwann auch immer die Gefahr einer akuten Einklemmung (Inkarzeration) vorgefallener innerer Organe, meist Darm in der Bruchpforte. Diese sehr schmerzhafte und auch letztlich meist lebensbedrohliche Situation erfordert dann immer eine dringende Notfalloperation. Eine solche Einklemmung sollte heutzutage unbedingt vermieden werden.

4.

Wie wird eine epigastrische Hernie behandelt?

Standardbehandlung ist heutzutage alleine die Operation!

5.

Nutzt ein Bruchband?

Früher hat man mit Bruchbändern versucht, die Vorwölbung wegzudrücken. Heute wird dieses Verfahren von den Fachgesellschaften abgelehnt, da die Beschwerden selten gebessert werden können.

6.

Kann eine epigastrische Hernie wieder entstehen?

In der Tat, kann der Bruch je nach genauer Form und Größe, Patient und OP-Methode in seltenen Fällen wieder kommen (Bruch-Rezidiv). Der wichtigste Faktor ist dabei aber sicher die spezielle Erfahrung des Chirurgen. In der Regel sollte dann erneut, jedoch in einer anderen Technik und möglichst immer mit Netz operiert werden.

Siegel und Qualitätssicherung: