Alles über Divertikulitis und Sigmadivertikulitis - wann ist eine OP notwendig?

Divertikel können einige Probleme verursachen, z. B. in Form einer Divertikelentzündung (Divertikulitis). Meist tritt diese im Dickdarm auf (Sigmadivertikulitis). Wie Sie diese erkennen können und welche Behandlungs- bzw. OP-Methoden es gibt, ist auf dieser Seite beschrieben.

Divertikulitis-OP ja oder nein? Vereinbaren Sie am besten einen Termin, gemeinsam finden wir in der Klinik Hallerwiese, Nürnberg die für Sie optimale Behandlung.

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Divertikulitis - Ursachen, Symptome, Diagnose

1.

Was sind Dickdarmdivertikel?

Bei Divertikeln handelt es sich um abnorme Ausstülpungen - meist im Bereich der Speiseröhre, des Dünn- und besonders häufig des Dickdarms (Kolon).

Sie entwickeln sich im Laufe des Lebens aus noch nicht sicher geklärter Ursache. Neuesten Erkenntnissen zufolge bilden sie sich aufgrund einer anlagebedingten Bewegungsstörung des Dickdarms und weniger durch - wie bislang angenommen - ballaststoffarme Ernährung. So finden sich bei etwa Zweidrittel aller 60 bis 70-Jährigen Kolondivertikel.

Die meisten Divertikel bilden sich im linken Bereich des Dickdarms, insbesondere im S-Darm (Sigma). Der Enddarm (Rektum) hingegen entwickelt, aufgrund eines stabileren Wandaufbaus, niemals Divertikel.

Sigmadivertikulose
2.

Welche Probleme können sie verursachen?

Sigmadivertikulitis

In den häufigsten Fällen ist das alleinige Vorhandensein von Divertikeln (Divertikulose) - beispielsweise im Rahmen einer Dickdarmspiegelung (Koloskopie) erkannt - ohne Krankheitswert und somit harmlos.
Aus nicht sicher geklärten Ursachen kann es jedoch im Laufe des Lebens zu Problemen kommen.

Divertikelblutung

Die sehr seltenen Divertikelblutungen (Blut im Stuhl) können meist nichtoperativ, z. B. endoskopisch mittels schonender Dickdarmspiegelungsverfahren (Unterspritzung, Setzen von Klipps), therapiert werden. Dies ist ein Fachgebiet der Gastroenterologen unserer internistischen Hauptabteilung.

Divertikelentzündung (Divertikulitis)

Etwas häufiger kommt es zu einer Entzündung der Divertikel (Divertikulitis). Gemäß der Häufigkeitsverteilung der Divertikel im Dickdarm, handelt es sich meist um eine Sigmadivertikulitis.

3.

Symptome: Woran merke ich, dass ich eine Divertikulitis habe?

Symptome einer Sigmadivertikulitis können linksseitige Unterbauch-Schmerzen, aber auch Fieber und Schüttelfrost sowie Verstopfung (Stuhlverhalt) sein.

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Welche Untersuchungen können durchgeführt werden?

Untersuchungsmethoden sind das Abtasten, der Ultraschall (Sonographie) und eine Blutuntersuchung auf Entzündungszeichen. Bei unklaren und vor allem ausgeprägten Befunden, sollte eine Computertomographie (CT) erfolgen.

Alles über die Divertikulitis-OP

1.

Divertikulitis OP - ja oder nein?

Unkomplizierte Divertikulitis

Eine alleinige Divertikulose – also Divertikel ohne Beschwerden – bedarf keiner Therapie.

Eine unkomplizierte Divertikulitis kann, wenn nur milde ausgeprägt, durch Nüchternbleiben und Schonung von alleine ausheilen. Oft müssen jedoch Antibiotika verabreicht werden. Dies kann bei sonst gesunden Patienten ambulant erfolgen. Bei ausgeprägter und sehr schmerzender Divertikulitis kann eine stationäre Behandlung notwendig sein.

Auch bei wiederholten, unkomplizierten Divertikulitisschüben, die sich immer wieder erfolgreich konservativ behandeln lassen, ist eine Operation nicht zwingend notwendig. Jedoch gibt es Gründe, die für eine Operation sprechen:

  • Das Vorliegen einer Immunschwäche des Patienten wie bestimmte Erkrankungen oder die Einnahme immunhemmender Medikamente (z. B. Kortison)
  • Zu häufige und die Lebensqualität beeinträchtigende Entzündungsschübe, insbesondere bei jüngeren Menschen. Vor einer Operartion ist eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Analyse - durchgeführt von erfahrenen Chirurgen und Internisten - notwendig.

Komplizierte Divertikulitis

Eine komplizierte Divertikulitis muss operiert werden. Die Dringlichkeit einer OP ist abhängig vom Ausmaß der Komplikation. Notfälle werden umgehend in Behandlung genommen.

Im schlimmsten Fall muss bei

  • freiem Durchbruch (freier Perforation) mit Stuhlaustritt in die Bauchhöhle
  • Bauchfellentzündung (Peritonitis) und folgender Blutvergiftung (Sepsis)

sofort operiert werden. Zwar wird auch hier versucht, über kleine Schnitte (= minimal-invasiv = Schlüsselloch-Technik) zu operieren – oft jedoch muss der Bauch über einen großen Schnitt eröffnet werden. Nach Entfernen des befallenen Darmabschnittes wird aus Sicherheitsgründen meist ein künstlicher Darmausgang (Stoma) angelegt, da Darmnähte in dieser Situation oft nicht heilen und demnach zu häufig erneut Undichtigkeiten auftreten können. Um einen künstilichen Darmausgang zu entfernen, bedarf es mindestens einer Folgeoperation.

Liegt ein gedeckter Durchbruch (gedeckte Perforation) mit Abszessbildung (Eiteransammlung) ohne Verbindung zur freien Bauchhöhle vor, sollte zunächst unter stationären Bedingungen für bis zu zwei Wochen konservativ mit Nüchternbleiben und Antibiotikaverabreichung behandelt werden. Bei Bedarf erfolgt eine Drainagen-Einlage in örtlicher Betäubung zum Ablassen der Eiteransammlung. Auf diese Weise wird die akute Situation provisorisch kontrolliert. Zur definitiven Heilung erfolgt nach sechs Wochen eine Operation. Diese wird unter kontrollierten Bedingungen in minimal-invasiver Technik (Schlüsselloch-Technik) durchgeführt. Bei diesem Verfahren ist die Anlage eines künstlichen Ausgangs nicht notwendig.

Zwei letzte zwingende Gründe, die eine Operartion erforderlich werden lassen:

  • Eine Engstelle (Stenose) am Darm, verursacht durch wiederholt auftretende Entzündungsschübe mit jeweils narbig schrumpfender Heilung.
  • Die Ausbildung einer dauerhaften Verbindung (Fistel) zu einem anderen Organ wie z. B. der Blase.

Das befallene Darmsegment wird geplant entfernt und eine mögliche Fistel verschlossen. Idealerweise werden auch diese Krankheitsbilder minimal-invasiv behandelt.

2.

Empfehlungen für Diagnose und Therapie

Zur Diagnostik und Therapie der Divertikulitis gibt es von Experten erarbeitete Leitlinien wie z. B. die S2k-Klassifikation der deutschen Leitlinienkonferenz, an der auch wir uns orientieren.

3.

Wie gehe ich vor, wenn ich Beschwerden habe oder eine Beratung möchte?

Bei aktuen Beschwerden können Sie sich jederzeit in unserer Zentralen Notfallambulanz für Erwachsene vorstellen. Hier werden Diagnostik und Therapie, entsprechend der oben geschilderten Kriterien, eingeleitet.

Sollten Sie oder der Sie betreuende Arzt sich unsicher sein, ob bei wiederholten Divertikulitisschüben oder Bauchbeschwerden eine Operation sinnvoll ist, raten wir Ihnen zu einer ambulanten Vorstellung und Beratung in unserer Sprechstunde. Gerne stehen wir auch für eine zweite Meinung zur Verfügung. Idealerweise bringen Sie zum Termin alle vorliegenden Untersuchungsbefunde und Arztbriefe sowie CT-Untersuchungen (bitte auf CD) mit.

Termin vereinbaren

4.

Wie gehe ich im Fall einer geplanten Operation vor?

Schritt 1 - Vorbereitung

Einige Tage vor der geplanten Operation erfolgt vorstationär (ambulant) die Vorbereitung zur Operation mit Blutentnahme und Aufklärungen. Dies nimmt zwei bis drei Stunden in Anspruch. Hierfür brauchen Sie nicht nüchtern zu sein!

Schritt 2 - Stationäre Aufnahme

Zeitnah erfolgt die stationäre Aufnahme am Morgen des Operationstages in nüchternem Zustand. Ein aufwändiges Abführen wie z.B. für eine Darmspiegelung ist im Rahmen des modernen Fast-Track-Konzeptes nicht notwendig. Nach der Vorbereitung durch unser Pflegepersonal erfolgt die zwei- bis dreistündige Operation.

Schritt 3 - Stationärer Aufenthalt

Nach einer Nacht in unserem Intermediate Care Bereich, liegt die Dauer des gesamten stationären Aufenthaltes bei etwa einer Woche.

In der Regel ist zwei Wochen später Arbeitsfähigkeit gegeben und leichte sportliche Tätigkeit sind möglich. Lediglich schweres Heben oder hohe Bauchmuskelbelastung sollte für drei Monate, zur Verhütung von Komplikationen, wie beispielsweise einer Narbenbruchbildung, vermieden werden – egal ob mit großem Schnitt oder minimal-invasiv operiert!

Duschen ist spätestens mit der Entlassung erlaubt; Baden ab dem zehnten Tag nach der Operation. Fäden müssen nicht entfernt werden: die Haut wird mit einem selbst auflösenden Kleber behandelt.

5.

Beschreibung einer Divertikulitis OP

Beschreibung einer Operation bei Sigmadivertikulitis: Laparoskopisch assistierte Hemikolektomie links

Narkose und Schmerzbehandlung

Trotz Operation in Vollnarkose wird zur besseren und nebenwirkungsärmeren Schmerzbehandlung für die ersten Tage nach dem Eingriff ein „Schmerz-Katheter“ (Peridural-Katheter = PDK) am Rücken angeraten. Zusätzlich erholt sich der Darm nach dem Eingriff besser. Dieser PDK wird in örtlicher Betäubung noch vor Narkosebeginn gelegt.

Während der Operation werden alle kleinen Schnitte mit einem lang wirksamen Betäubungsmittel örtlich unterspritzt. Durch diese Maßnahmen und die zusätzliche Einnahme von Schmerzmitteln (Infusion, Tabletten, Tropfen), sollten die Schmerzen nach der Operation auf der "Schmerzskala NRS" (kein Schmerz [0] bis Maximalschmerz [10]) maximal bei Stufe 3 bis 4 liegen und gut erträglich sein.

Operationsprinzip

Schnitte bei der laparoskopischen Hemikolektomie links

Es wird in minimal-invasiver Technik (Schlüsselloch-Technik) über insgesamt vier Schnitte, je 12 mm lang, operiert. Der Schnitt im linken Unterbauch wird am Ende der OP etwas erweitert, um das entsprechende Darmteil entnehmen zu können. In konventioneller Technik müsste sich ein einziger Schnitt mittig bis fast über den gesamten Bauch erstrecken!

Die linke Hälfte des Dickdarms wird ausgelöst, von der Mitte des queren Dickdarms bis zum oberen Enddarm. Zwar wird davon nur das Sigma und somit der untere, krankhaft divertikeltragende Darmanteil entfernt; für eine spannungsfreie Nahtverbindung jedoch, muss der restliche linke Anteil des Dickdarms hinab zum Enddarm gebracht werden können.

Zu entfernendes Sigma
Mobilisation des Dickdarms bis zur Mitte
Dickdarmverlauf nach der Klammernaht

Modernste technische Ausstattung

Operiert wird mit einer Ultraschallschere, welche das Gewebe durchtrennt und es gleichzeitig beidseitig versiegelt. So kann nahezu ohne Blutverlust (in der Regel unter 20 ml) operiert werden. Die Notwendigkeit einer Blutkonservenvergabe ist die Ausnahme.

Das Abschneiden des Darms erfolgt mit einem linearen Klammerschneidegerät, das beidseitig die Darmenden mit einer dreifachen Titanklammernahtreihe linear verschließt und dazwischen den Darm durchtrennt – ohne Austritt von Darminhalt.

Die Nahtverbindung erfolgt mit einem zirkulären Klammernahtgerät, welches pistolenartig durch den After hindurch die beiden Darmenden mit einer doppelten, zirkulären Klammernaht verbindet und mittig mit einem zirkulären Stanzmesser den Durchgang schafft.

Um die Dichtheit der Klammernaht zu überprüfen, wird sterile Kochsalzlösung in die Bauchhöhle gefüllt und über den After Luft eingeblasen. Mögliche Leckagen werden minimal-invasiv verschlossen.

Die Anlage eines künstlichen Ausgangs ist in Ausnahmen notwendig. Drainageschläuche müssen selten eingelegt werden.

Wundverschluss

Alle Schnitte werden mit sich auflösenden Fäden genäht. Die Haut wird mit Kleber verschlossen. Fäden müssen nicht entfernt werden.

6.

Qualitätssicherung

Um eine möglichst optimale Behandlung zu bieten, haben wir uns speziell auf dem Gebiet der „Schlüsselloch-Chirurgie“ fortgebildet und uns akkreditieren lassen (Curriculum „minimal-invasive Chirurgie“ der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie).

Unser Behandlungsschwerpunkt „Chirurgie des Dick- und Enddarms“ wird von regelmäßigen Teilnahmen an Fortbildungen, Operations- und Anatomiekursen sowie wissenschaftlichen Kongressen begleitet.

Zusätzlich nehmen wir an der Qualitätssicherungsstudie StuDoQ „lap. Sigma“ der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie teil, in die alle unsere laparoskopisch operierten Sigmadivertikulitis-Patienten nach Aufklärung und jederzeit widerrufbarem Einverständnis anonym eingehen. Diese Studie schafft eine Vergleichbarkeit unserer Ergebnisse mit denen anderer Zentren.

„Kommen Sie bei akuten Beschwerden direkt in unsere Zentrale Notfallambulanz für Erwachsene. Diese ist rund-um-die-Uhr, 7 Tage die Woche besetzt“.

Zur Notfallambulanz

Siegel und Qualitätssicherung: