Hüfterkrankungen

Hüftdysplasie

Die Hüftdysplasie ist ein kinderorthopädisches Krankheitsbild, das in der Metropolregion gehäuft auftritt. Es sind überwiegend Mädchen betroffen, eine familiäre Häufung liegt ebenfalls vor. Bei der Hüftdysplasie zeigt sich die Hüftgelenkspfanne nicht ausreichend ausgebildet und bietet dadurch dem Hüftkopf nicht ausreichend Halt. In manchen Fällen zeigt sich der Hüftkopf bei Geburt bereits nicht mehr in der Hüftpfanne befindlich. Dies nennt man Luxation. Unbehandelt kommt es in den meisten Fällen zu einer Verschlechterung und trägt dadurch im Erwachsenenalter zu Schäden am Hüftgelenk bei, die bis zur Arthrose führen können.

Diagnostik und Therapie:

Die Diagnostik der Hüftdysplasie erfolgt mittels Ultraschall. Regulär ist eine Ultraschall-Untersuchung der Hüften für alle Kinder zur U3 vorgesehen. Bei Risikofaktoren (wie familiäre Häufung, Beckenendlage, Zwillings-/Mehrlingsschwangerschaft, Fehlstellungen und Frühgeburtlichkeit ) erfolgt die sonographische Untersuchung bereits zur U2.

Hier kann die Beschaffenheit der Pfanne und die Stellung des Hüftkopfes dazu beurteilt werden. Anhand der Untersuchung kann bei Auffälligkeiten entschieden werden, welche Therapie (Spreizhose oder Fettweisgips) notwendig sein wird. Weitere Informationen finden Sie in unserem Flyer: hier klicken

Je früher die Hüftdysplasie erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen, dass die Hüfte vollständig ausreift und ein normales Hüftgelenk ausgebildet wird. Bis zum Ende des Wachstums muss die Hüfte in großen Abständen (1., 5., 11. und 16. Geburtstag als grobe Richtlinie) kontrolliert werden, um bei Befundverschlechterung rechtzeitig reagieren zu können. Sollten sich Schmerzen oder ein hinkendes Gangbild zeigen, melden Sie sich bitte früher, um einen Termin zu vereinbaren.

Coxitis

Bei Kleinkindern entsteht gelegentlich nach einem häufig milden Infekt ein sogenannter Hüftschnupfen(Coxitis fugax). Dieser äußert sich diffus, die Kinder geben Schmerzen im Bein an, wollen häufig nicht mehr laufen, die Beweglichkeit ist eingeschränkt. Das Kind zeigt sich vom Allgemeinzustand her jedoch nur wenig beeinträchtigt. Davon abgegrenzt werden muss die eitrige Hüfte, bei der sich zusätzlich ein schwerkrankes Kind mit Fieber zeigt.

Diagnostik und Therapie:

Nach einer körperlichen Untersuchung, in der die Beweglichkeit der Gelenke beurteilt werden, folgt bei akutem Geschehen eine Kontrolle der Entzündungsparameter im Blut sowie der Temperatur. Eine  Ultraschalluntersuchung der Hüfte gibt Aufschluss über vermehrte Flüssigkeit im Gelenkspalt. Ist hier keine eindeutige Aussage zu treffen, werden Röntgenbilder der Hüfte angefertigt.

Bei mildem Erguss ohne Fieber und Entzündungswerte ist von einer Coxitis fugax auszugehen und kann vorerst abgewartet werden. Innerhalb der nächsten Tage zeigt sich meist eine rasche Besserung. Zeigen sich erhöhte Entzündungswerte und eine erhöhte Temperatur sowie ein  „krankes“ im Allgemeinzustand eingeschränktes Kind, muss eine eitrige Hüftgelenksentzündung ausgeschlossen werden. Dies benötigt eine Operation mit Eröffnung des Gelenkes und Spülung. Anschließend ist eine Antibiotikatherapie über die Vene notwendig.

Morbus Perthes

Langfristige Schmerzen im Bereich der Beine können bei jüngeren Kindern (überwiegend Jungen zwischen 3-8 Jahren) auch auf eine Erkrankung des Hüftkopfes, den sogenannten Morbus Perthes zurückzuführen sein. Die Kinder fallen häufig durch ein hinkendes Gangbild auf und klagen über Schmerzen in den Beinen / Knie.

Diese Erkrankung zeichnet sich durch eine Durchblutungsstörung des Hüftkopfes aus. Dies hat zur Folge, das Knochenzellen des Kopfes absterben („Nekrose“). In der Folge kommt es zu einer Verformung des Hüftkopfes. Die Erkrankung dauert meist ein bis zwei Jahre, bis sich der Hüftkopf wieder aufgebaut hat.

Diagnostik und Therapie:

Zeigt sich in der klinischen Untersuchung neben Schmerzen bei Belastung eine starke Einschränkung der Hüftgelenksbeweglichkeit, führen wir eine Röntgenuntersuchung der Hüfte durch. In einem ganz frühen Stadium ist gegebenenfalls zusätzlich ein MRT der Hüfte durchzuführen, um die Diagnose des Morbus Perthes zu bestätigen.

In der Therapie ist es beim Morbus Perthes extrem wichtig, die Beweglichkeit der Hüfte zu erhalten bzw. zu verbessern und das Prinzip des Schritte-Sparens zu beachten. Das bedeutet für die Kinder und ihre Familien eine große psychische Herausforderung, da körperlich sehr aktive Kinder häufig eingebremst werden müssen, weniger zu rennen und zu laufen, um nicht zu viel Belastung auf den Hüftkopf zu bringen.

Bei übermäßiger Beanspruchung (hohes Körpergewicht oder starke körperliche Belastung beim Sport) oder spätem Krankheitsbeginn kann es zur vermehrter Verformung des Hüftkopfes kommen, die zu nicht vollständiger Regeneration des Kopfes führen kann. Dies bedeutet in den meisten Fällen frühzeitige Abnutzungserscheinungen.

Um die Beweglichkeit zu erhalten und damit einer Verformung des Kopfes entgegen zu wirken, empfehlen wir intensive Physiotherapie als wichtigen Bestandteil der Therapie. Zeigt sich keine Verbesserung der Beweglichkeit, kann das an einer zusätzlichen Reizung des Gelenkes liegen. Hier sind gegebenenfalls Unterarmgehstützen zur Entlastung notwendig, ebenso wie entzündungshemmende Medikamente. In manchen Fällen empfehlen wir zusätzlich eine abspreizende Lagerung der Hüfte zur Nacht („Lagerungskeil“).

Zeigt sich im Verlauf eine unzureichende Kongruenz („Containment“) des Hüftkopfes zur Pfanne, d.h. der Hüftkopf beginnt während der Erkrankung seitlich aus der Pfanne zu wandern oder der verformte Hüftkopf passt nicht mehr zur runden Pfanne, ist eine Operation durchzuführen, um ihn dann in eine verbesserte Position zu bringen. Anschließend darf das Bein nur teilbelastet werden, bis eine vollständige Ausheilung erfolgt ist.

In allen Fällen führen wir oder die niedergelassenen Kollegen regelmäßige klinisch-radiologische Kontrollen durch.

Psychologische Betreuung:

Durch die lange Erkrankungsdauer und die Einschränkungen sehen wir bei den Patienten und ihren Familien eine starke psychische Belastung. Es besteht über uns die Möglichkeit, eine unterstützend- psychologische Anbindung zu initiieren, um die Patienten und ihre Familien zu unterstützen und entlasten. Stationär können wir unsere Kinder- und Jugendpsychologinnen hinzuziehen. Ambulant helfen wir, eine Anbindung z.B. an das AVM-Institut Nürnberg oder das IVS-Institut Fürth zu vermitteln.

Epiphyseolysis capitis femoris (ECF)

Bei Jugendlichen im Wachstum ist bei Schmerzen in den Beinen an ein Abrutschen/Lösen der Hüftkopfkappe (Epiphyse) zu denken. Die Schmerzen bestehen häufig über einen längeren Zeitraum und werden von den Patienten im Oberschenkel/Knie wahrgenommen. Es zeigt sich ein hinkendes Gangbild mit auswärts gedrehtem Fuß. Häufiger betroffen sind Jungen. Übergewicht ist ebenfalls ein Risikofaktor. Da es sich um einen kinderorthopädischen Notfall handelt, ist dringend eine sofortige (kinder-)orthopädische Abklärung empfohlen.

Diagnostik und Therapie:

Neben der klinischen Untersuchung mit Einschätzung der Hüftgelenksbeweglichkeit ist eine Röntgenaufnahme beider Hüften Standard. In etwa 60 Prozent der Fälle tritt die Erkrankung beidseitig auf. Gelegentlich erfolgt zusätzlich eine MRT-Untersuchung der Hüfte zur weiteren Abklärung.

Ist die Diagnose einer Epiphyseolysis gestellt, empfehlen wir die zeitnahe/notfallmäßige operative Versorgung der Hüfte, um ein weiteres Abrutschen der Hüftkopfkappe (Epiphyse) zu verhindern. Da auf der Gegenseite ebenfalls die Gefahr des Abrutsches droht, ist eine beidseitige Operation empfehlenswert. Während der OP wird der Versuch unternommen, die Hüftkopfkappe wieder in ihre ursprüngliche Position zu bringen, um das Ergebnis anschließend mittels mehrerer Drähte  zu stabilisieren und fixieren.

Bis zum Wachstumsabschluß erfolgen regelmäßige klinisch-radiologische Kontrolle. Sehen wir im Verlauf, dass die Drähte die Hüftkopfkappe durch das Wachstum nicht mehr ausreichend halten, müssen wir die Drähte wechseln. Wir empfehlen auch ganz dringend, zuhause die krankengymnastischen Übungen fortzusetzen und rezeptieren hierfür Physiotherapie, um die Beweglichkeit des Hüftgelenkes zu verbessern.