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01.12.2022

Eine OP, die das Leben verändert

Harvey und seine Mutter Rachel in der Cnopfschen Kinderklinik Foto: Diakoneo/Claudia Pollok

Wenn Harvey einmal erwachsen ist, wird er sich wahrscheinlich nur noch durch die Erzählungen seiner Mutter Rachel an seine große Reise von Kenia nach Deutschland erinnern. Aber die Operation an der Cnopfschen Kinderklinik in Nürnberg wird sein Leben nachhaltig verändert haben. Davon ist Prof. Maximilian Stehr, Chefarzt der Kinderchirurgie und –urologie, überzeugt.

Prof. Stehr, ein versierter Experte von wiederherstellenden Genitaloperationen, hat vom Schicksal des Eineinhalbjährigen durch die Arte-Dokumentarfilmerin Insa Onken erfahren. Bei Dreharbeiten über Beschneidungen in Kenia hat die Journalistin Harvey und seine Mutter kennengelernt und eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um die ca. 10.000 Euro teure Operation in Deutschland zu finanzieren.

Harvey wurde als Baby beschnitten. „In den Dörfern werden die Babys oft ohne Betäubung und ohne eine genaue vorbereitende Untersuchung beschnitten“, berichtet Prof. Stehr. So war es auch bei Harvey. Es wurde wohl übersehen, dass er einen sogenannten „verborgenen“ Penis hatte. Das ist eine angeborene Fehlbildung, bei der nach heutigem medizinischen Standard keine Beschneidung vorgenommen werden darf, da von vorherein zu wenig Schafthaut am Penis vorhanden ist. Die Beschneidung führte bei Harvey deshalb zu schwerwiegenden Komplikationen.

„Ohne die wiederherstellende Operation hätte Harvey ein Leben lang eine gestörte Sexualfunktion gehabt, er hätte Schmerzen beim Wasserlassen und wahrscheinlich Nierenprobleme bekommen“, erklärt Prof. Stehr. Er und sein Team sind auf wiederherstellende Operationen am Genitale spezialisiert, so auch nach Beschneidungskomplikationen. „Wir haben die Technik deutschlandweit maßgeblich mitentwickelt. Pro Jahr operieren wir etwa 15 Kinder.“

Harveys Operation verlief sehr gut. Eine Hauttransplantation war nicht nötig. Der Penis konnte in etwa zwei Stunden mit der noch vorhandenen Haut rekonstruiert werden. Für Prof. Stehr und sein Team ist es eine Herzensangelegenheit Kindern, die unter den Folgen einer Beschneidung leiden, zu helfen: „Während der medizinischen Behandlung konnte Harvey und seine Mutter sogar bei einem unserer Oberärzte und seiner Familie wohnen, um die Kosten für den Aufenthalt in Deutschland zu senken.“


Zur Info:
Jungenbeschneidung – Mehr als nur ein kleiner Schnitt
https://www.arte.tv/de/videos/089058-000-A/jungenbeschneidung/